Herbstwetter trübt die Stimmung beim Hoffest nicht

Drei Männer in liturgischen Gewändern halten je eine Schachfigur in Händen, die aus Waschmittelflaschen gestaltet wurden. Burkhard Lieback, Sebastian Schulz und Josef Grabbe hielten gemeinsam den Familiengottesdienst. Foto: Jana Sudhoff Wo im Hofalltag sonst die Ponys durch den Sand traben, graben sich an diesem Sonntagmorgen zahlreiche Stühle in den gelb-sandigen Untergrund. Platz genommen in der Bewegungshalle haben die Hoffestbesucher*innen, die direkt zum Familiengottesdienst den Weg auf den Kolping Gutshof in Großeneder gefunden hatten. Dank seines besonderen Settings trotzte der Hof den zwischenzeitlichen Regenschauern und empfing die Gäste direkt zum Auftakt im Trockenen.

„Wir stehen hier wie Schachfiguren. Schwarz und Weiß.“ – Josef Grabbe (in „Weiß“), ehemaliger Lehrer für kath. Religionslehre am Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg (TGB), begrüßte die Gottesdienstbesucher*innen diesmal nicht alleine: an seiner Seite – in „Schwarz“ – Burkhard Lieback, TGB-Lehrer und Schulpfarrer bei der Evangelischen Kirche von Westfalen, sowie – ebenfalls in „Weiß“ – Diözesanpräses Sebastian Schulz vom Kolpingwerk Paderborn. Dass die drei ihren Familiengottesdienst in Anlehnung an ein Schachspiel gestaltet hatten, war kein Zufall. Beim Hoffest wurde das Outdoor-Schachspiel eingeweiht, das die Start-off-Jugendlichen im fächerübergreifenden Unterricht selbst gebaut hatten. „Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, ein Schachspiel zu gestalten. Wie bei uns im Alltag. Wir suchen nach unseren nächsten Zügen“, eröffneten die drei den Gottesdienst und zeigten anhand der charakteristischen Eigenschaften von Bauer, Springer, Dame und König auf, dass das Leben oft Parallelen zum Schachbrett aufweist. Aber: „Anders als beim Schach kann jede*r Einzelne immer wieder neu selbst entscheiden, wie der nächste Zug aussieht.“

Outdoor-Schach à la Haute Couture

Eine individuelle Note haben auch die Spielfiguren auf dem Kolping Gutshof, die an diesem Nachmittag erstmals auf dem Schachbrett im Garten Aufstellung nahmen. Inspiriert von der Modelegende Alexander McQueen hatten die Jugendlichen ausgediente Waschmittelflaschen upgecycelt und mit berühmten Motiven des britischen Designers verziert – à la Haute Couture sozusagen. Nicht ihr einziger Verdienst fürs Hoffest.

„Ich bin stolz, wie viele Jugendliche aus unserer Start-off-Klasse heute hier sind, um zu helfen“, freute sich Carolin Amthor-Bröker, Projektleiterin des Gutshofs. Auch im Vorfeld hatten sich die Jugendlichen tatkräftig eingebracht. So hatten sie beispielsweise Home-made-Limonade aus selbst geernteten Hof-Johannisbeeren hergestellt, die am Getränkestand verkauft wurde. Hausgemacht war auch die Hundekekse in zwei Geschmacksrichtungen, die die Hundebesitzer*innen unter den Hoffestbesucher*innen komplett aufkauften. Gegen Veranstaltungsende kamen schon die ersten Rückmeldungen: Dem Vierbeiner hat’s geschmeckt. Alles schon aufgefuttert.

„Für Kinder enorm viel geboten“

Welches vielfältige Potenzial der Gutshof bietet, erfuhren die Gäste im gemütlichen Klassenzimmer auf dem Heuboden. Sie hatten auf Strohballen Platz genommen für einen Einblick hinter die Kulissen des Gutshofskonzepts. „Wir bleiben immer in Action. Der Hof bietet einfach viele Möglichkeiten“, sagte Carolin Amthor-Bröker. Sie stellte gemeinsam mit Mareike Gördemann, pädagogische Beraterin auf dem Gutshof, die Maßnahmen „Start-off und „Take-off“, die tiergestützte Arbeit und das neue Angebot „Prima Klima“ – ein Teamtag für Kinder aus dem Regelschulsystem – vor. Während sich die Erwachsenen darüber hinaus bei den Hofführungen die Wirkungsstätten der Jugendlichen und ihrer pädagogischen Begleiter*innen anschauen konnten, wurde es für die Kinder tierisch.  

Auf ihrer „Schatzsuche am Kolpinghof“ lernten sie alle tierischen Bewohner kennen, streichelten Neuzugang Pony Pino, fütterten die Kaninchen mit Löwenzahnblättern und die Hühner sogar per Löffel mit Mehlwürmern. Dass sie den Wels im Aquarium mit einem Stachelschwein verwechselten, tat dem Lerneffekt keinen Abbruch. An den sechs Aufgabenstationen gab es nicht nur Rätselspaß, sondern die Kinder nahmen auch etwas neues Wissen mit. Mitnehmen konnten sie an der Bastelstation auch selbst kreierte Tic-Tac-Toe-Spiele. Mit Steckenpferden ausgerüstet sah man die kleinen Besucher*innen derweil beim Toben in der Bewegungshalle. 

Ein entspannter Nachmittag für Eltern: Durch die gute Mischung an Angeboten – rund um Tiere, Basteln, Bewegung, Kinderschminken – war der Nachwuchs kaum zu bremsen. „Wenn die Kinder zufrieden sind, sind wir es auch“, schwärmte eine Mutter. Das Antlitz ihrer Tochter hatte sich zwischenzeitlich in ein süßes Hasengesicht verwandelt. Ansonsten waren „Waschbären“ und „Füchse" beim Kindeschminken in diesem Jahr der Renner. „Es wurde für Kinder enorm viel geboten“, lobte eine andere Mutter, die deshalb per WhatsApp direkt Werbung fürs Hoffest machte und damit vier Familien aus dem Bekanntenkreis spontan von der Couch lockte. Überrascht waren sie von dem vielfältigen Angebot und begeistert von dem sensationellen Kuchenbüfett, den Crêpes und der guten Stimmung, die auch das Wetter nicht trübte. „Es ist wie nach Hause kommen“, schilderte eine Besucherin, die zum ersten Mal das Hoffest besuchte. „Man trifft auf lauter vertraute Gesichter und fühlt sich durch die offenen Türen auf dem gesamten Hof willkommen.“ Der Wunsch von Carolin Amthor-Bröker in ihrer Begrüßungsrede – „viele gute Gespräche und machen Sie es sich schön gemütlich trotz des Wetters“ – traf ins Schwarze.