Förderbescheid für Leuchtturmprojekt

Selbstlernzentrum am Berufskolleg Brakel eröffnet Jugendlichen mit Förderbedarf mit modernen Lernsettings neue Perspektiven

Der Kreis Höxter kann sich über einen weiteren Baustein freuen, um dem regionalen Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Am Kolping-Berufskolleg Brakel entsteht ein neues Selbstlernzentrum für die berufliche Orientierung und die zeitgemäße Qualifizierung der Schülerinnen und Schüler – ein Leuchtturmprojekt für Nordrhein-Westfalen. Dieses eröffnet mit seinen praxisorientierten Berufserlebniswelten Jugendlichen, die noch Unterstützung für eine erfolgreiche Berufsausbildung benötigen oder denen noch eine eindeutige berufliche Perspektive fehlt, die Möglichkeit, ihren Lernanforderungen entsprechend den schulischen Teil ihrer Ausbildung praxisnah zu begleiten. Auch die heimischen Unternehmen profitieren von Synergieeffekten: Die Berufe, die für die angehenden Auszubildenden erfahrbar gemacht werden, sind jene, für die im Kreis Höxter perspektivisch die potentiellen Fachkräfte fehlen werden.

 

Für das Vorhaben unter dem Projekttitel „Bau und Ausstattung eines technisch-gewerbliches Selbstlernzentrums mit nachhaltiger Ausbildungsinfrastruktur am Kolping-Berufskolleg Brakel zur qualitativen Verbesserung und Modernisierung der Berufsorientierung in handwerklichen Berufen und Branchen mit regionalem Fachkräftemangel” erhielt die Kolping Schulwerk gGmbH jetzt als Trägerin des Brakeler Berufskollegs eine Förderung in Höhe von 1.980.000 Euro.

Den Bescheid über die 90-prozentige Zuwendung des insgesamt auf 2.200.000 Euro veranschlagten Projektes übergab Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling an Wolfgang Gelhard, Geschäftsführer der Kolping-Bildungswerk Paderborn gGmbH, und Eva Klare-Kurtenbach, Geschäftsführerin der Kolping Schulwerk gGmbH. Unterstützt wird das Selbstlernzentrum aus Mitteln der Bund/Länder Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW); Regionales Wirtschaftsförderungsprogramm NRW - Infrastrukturrichtlinie - (RWP-I).

„Der Kreis hat eine besondere geographische Lage am Ende des Bundeslandes, die besondere Probleme mit sich bringt. Ich bin davon begeistert, wie man dem Innovationen entgegensetzt, die Ärmel hochkrempelt und sich gute Konzepte ausdenkt”, lobte Anna Katharina Bölling. „Das Projekt ist exemplarisch dafür, was in der Region in die Wege geleitet wird.”

Das zweigeschossige Selbstlernzentrum soll spätestens Ende 2024 in Betrieb genommen werden. Auf circa 800 bis 1.000 Quadratmetern werden für die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Ausbildungsvorbereitung und der dualen Ausbildung des Kolping-Berufskollegs in den Werkstätten, Praxisräumen und der Küche die Ausbildungsbereiche Holz, Metall, Lager, Logistik sowie Gestaltung und Bäckerei/Hauswirtschaft begreif-, erleb- und erfahrbar gemacht. Gleichzeitig erleben sie die Vielfalt an Ausbildungsberufen. In Simulationen werden realitätsnahe und moderne Wirtschafts-/Unternehmensprozesse und Arbeitssituationen abgebildet. Der Lernort wird zum Erlebnisort, der den lernbeeinträchtigten und/oder sozial-benachteiligten Jugendlichen praxisnahe Kenntnisse ermöglicht, die sowohl im Praktikum als auch in einer sich anschließenden Ausbildung oft vorausgesetzt werden. Im geschützten Raum, wo auch Fehler passieren dürfen, können sich die Schülerinnen und Schüler die notwendigen Kompetenzen für ihren späteren Beruf z. T. selbstständig in sinnhaften Lernsettings aneignen.

Ziel von Kolping ist es, eine Bildungsinfrastruktur aufzubauen, „die durch sichtbare individuelle Lernerfolge bei den Jugendlichen eine Motivation bewirkt, die ihnen Sicherheit in ihrem eigenen Tun vermittelt und damit Mut macht, sich den Herausforderungen der Arbeitswelt zu stellen und gleichzeitig durch die erworbenen Vorkenntnisse Akzeptanz in den Betrieben verschafft", betonte Eva Klare-Kurtenbach, die das Projekt im Rahmen der Förderbescheidübergabe vorstellte. „Hier unterstützt Kolping junge Menschen mit Förderbedarf, damit sie über eine qualifizierte, arbeitsmarktnahe Ausbildungsvorbereitung als zukünftige Fachkräfte arbeiten können", so Eva Klare-Kurtenbach weiter. Das Selbstlernzentrum hat den Anspruch, dem regionalen Bedarf entsprechend, die Zielgruppe der lernschwachen Schülerinnen und Schüler optimal zu unterstützen und zu fördern, um ihnen den sicheren Eintritt in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen und dem regionalen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Synergie- und Klebeeffekte erwünscht

Die Wichtigkeit des Projekts für die gewerblich-technische Versorgungslage in der Region hoben auch Landrat Michael Stickeln, MdB Christian Haase und Bürgermeister Hermann Temme in ihren Grußworten hervor. „Die Bildung ist nicht das Füllen eines Eimers, sondern das Entzünden eines Feuers”, zog Michael Stickeln den Ausspruch des Philosophen George Santayana heran. Der großzügige Förderbescheid sei ein hervorragender „Brandbeschleuniger” für das Konzept des gewerblich-technischen Selbstlernzentrums. „Wer glaubt, wir befinden uns jetzt in der Krise, der hat die Zukunft nicht vor Augen”, prognostizierte MdB Christian Haase den Höhepunkt des Fachkräftemangels für die 30er Jahre und betonte, wie wichtig es sei, die Potenziale in der Region zu fokussieren. „Wenn das Projekt des Selbstlernzentrums auch nur ein kleiner Baustein dieser Lösung ist, ist das Geld gut angelegt.” Der Förderbescheid sei ein wichtiges Symbol und Bekenntnis für Brakel als starken Bildungsstandort, freute sich Bürgermeister Hermann Temme über diese wichtige Investition, um dem Fachkräftemangel in der Region zu begegnen. „Im besten Fall entstehen Synergieeffekte und sogenannte Klebeeffekte, das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler hier ausgebildet werden und in der Region bleiben.” 

Text: Jana Sudhoff 

Freuten sich über den Förderbescheid für das geplante Selbstlernzentrum an der Kolping-Berufsschule Brakel, den Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling mitbrachte: die Vertreter von Kolping, der Politik, der Bezirksregierung, der kommunalen Verwaltung und der Volksbank Foto: Jana Sudhoff